GRUMPY OLD MEN

kuratiert von Roland Haas.

Ausstellung in der Galerie Quadrart, Dornbirn

mit Gottfried Bechtold, Tone Fink, Roland Haas, Hubert Lampert und Norbert Pümpel.

Auszug aus dem Beitrag “Nicht mehr ganz jung, aber keine Spur von grantig” von Ariane Grabher in der Kulturzeitschrift, September 2022:

Bereits zum sechsten Mal heißt es im QuadrArt Dornbirn „Auf Einladung“. Dennoch dürfte es sich bei dieser von Roland Haas kuratierten Ausstellung um eine Premiere, nicht nur im Rahmen des neuen Ausstellungsformates, das den Fokus auf Vorarlberger Kunst legt, handeln. Denn, wie es der Titel „Grumpy Old Men“ bereits antönt, sind mit Gottfried Bechtold, Tone Fink, Roland Haas, Hubert Lampert und Norbert Pümpel ausschließlich männliche Positionen zu sehen.

Roland Haas, Montafoner Künstler und langjähriger, bewährter Kurator des Kunstforum Montafon in Schruns und des von ihm initiierten und geleiteten SilvrettAteliers Montafon, hat dabei überhaupt keinen Affront im Sinn. Als er von QuadrArt-Hausherrn Erhard Witzel eingeladen worden sei, habe er sich sehr gefreut, seiner kuratorischen Tätigkeit auch einmal außerhalb seiner gewohnten Formate nachzugehen. Im Kopf, so Haas, sei er gleich die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die er bei „seiner“ Ausstellung gern dabeigehabt hätte, durchgegangen. Sein zweiter Gedanke galt der aktuell stark betonten political correctness bzw. Gender Thematik. Dass ihm Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter wichtig ist, stellt Roland Haas seit Jahren bei den von ihm kuratierten Ausstellungsformaten unter Beweis, wo er sehr darauf achtet, gleich viel „Männlein und Weiblein und “alle dazwischen” (Zitat aus „Pratersterne“, Hosea Ratschiller)“ einzuladen. Erwähnt sei diesbezüglich auch die gemeinsam mit Julia Fuchs konzipierte Ausstellung „Queer“ im Kunstforum Montafon (2018), die einen Einblick in die Kunst jenseits der heteronormativen Grenzen gab.

Doch plötzlich sei ihm die zwar notwendige und wichtige Diskussion um den vielzitierten Sammelbegriff LGBTQ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer), die zuweilen und gerade in der Kunst, auch seltsame Blüten treibe, zu viel geworden und jenseits jeder politischen Korrektheit habe er sich die Freiheit genommen sich aus dieser Debatte für einmal auszuklinken, erklärt Roland Haas, um mit „Grumpy Old Men“ eine Ausstellung zusammenzustellen, die er wohlgemerkt mit einem Augenzwinkern und viel Selbst-Ironie verstanden haben will: Zwar schon zur älteren Generation zählend, sich selbst mit hineingenommen, seien sie in Wirklichkeit doch keine „grantigen alten Herren“, wie sie seinerzeit Jack Lemmon und Walter Matthau im gleichnamigen Film von 1993 verkörpert haben. Handelt es sich mit Gottfried Bechtold, Tone Fink, Roland Haas, Hubert Lampert und Norbert Pümpel zwar um durchwegs sehr bekannte, häufig ausgestellte Namen und Positionen der Vorarlberger Kunstszene (und darüber hinaus), so ist es Roland Haas doch gelungen, ganz neue oder auch unbekannte, noch nie gezeigte Arbeiten zu bekommen, die eine spannende Ausstellung und gute Konstellationen im QuadrArt Dornbirn versprechen.

Ein eben fertig gestelltes, großformatiges Acrylgemälde von Roland Haas zeigt mit der von Kränen umrahmten Baustelle am Speicherbecken Latschau die Künstlichkeit menschlicher Eingriffe inmitten der Naturkulisse. Im Spannungsfeld zwischen heiler Landschaft, bedrohter Umwelt und wirtschaftlich touristischer Nutzung setzt der Maler und begeisterte Alpinist mit seinen Werken Marken, die in aller Ambivalenz aber auch die Ästhetik gewisser Situationen offenlegen. Wie rasant und unwiederbringlich sich die Gebirgslandschaft verändert, beweisen auch die zeitrafferartigen Sequenzen der Gletscher-Rückzugs-Szenarien des Künstlers, die seit vielen Jahren an verschiedenen Orten auf dem Globus entstehen, während das Acrylbild „Auf der Flucht“ 2020, zum Anlass 75 Jahre Kriegsende entstanden ist und eine figurative Szene zeigt.

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